Lago Maggiore: Vertrauliche Geheimagenten-Papiere im versunkenen Hausboot? Ermittler wollen Wrack bergen

Lago Maggiore (Italien): Taucher versuchen das „Schiffswrack-007“ und seine Geheimnisse an die Oberfläche zu holen. Lago Maggiore (Italien): Taucher versuchen das „Schiffswrack-007“ und seine Geheimnisse an die Oberfläche zu holen. © IMAGO/Puricelli

Nach dem Unglück auf dem Lago Maggiore sind noch viele Fragen offen. Mitglieder des israelischen Geheimdienstes Mossad und auch italienische Agenten waren an Bord des Hausboots.

Sesto Calende – Taucher sind dabei, das Hausboot – in den italienischen Medien auch „Schiffswrack 007“ genannt – vom Grund des Lago Maggiore (Italien) zu bergen. Auf Fotos ist zu sehen, wie Carabinieri versuchen, mit Luftkissen das Wrack an die Wasseroberfläche zu bringen. Eine komplexe Operation, die laut der lokalen Presse, abgeschirmt auf dem Lago Maggiore stattfindet. Carabinieri bewachen den Zugang zum Yachthafen von Sesto Calende. Immer mehr Details sickern durch, feuern Spekulationen an.

Lago Maggiore (Italien): Taucher versuchen das „Schiffswrack-007“ und seine Geheimnisse an die Oberfläche zu holen. © IMAGO/Puricelli

Geheimagenten ertrinken bei Party im Lago Maggiore

Es klingt fast nach einer Szene aus einem Drehbuch für einen Spionage-Thriller: Geheimdienstagenten des israelischen Geheimdienstes Mossad und des italienischen Geheimdienstes treffen sich am Pfingstsonntag (28. Mai) auf einem Hausboot am Lago Maggiore, um Geburtstag zu feiern.

Dreizehn israelische Passagiere und acht Italiener waren neben dem Kapitän und seiner Partnerin (Russin) an Bord, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. Der Geburtstags-Ausflug auf dem Lago Maggiore endete in einer Tragödie. Hagel, Sturm und Regen überraschte die Gesellschaft. Ein Wirbelsturm brachte das Boot offenbar zum Kentern. In Sekunden ging das Schiff laut Augenzeugenberichten unter. Alle Passagiere landeten im eiskalten Wasser. Einige schwammen ans etwa 150 Meter entfernte Ufer, andere wurden von Booten aus dem See gezogen. Vier Menschen sterben bei dem Boots-Unglück.

Dieses von der italienischen Feuerwehr veröffentlichten Bild zeigt einen Hubschrauber bei der Suche nach Vermissten, nachdem ein Touristen-Boot in einem Sturm auf dem italienischen Lago Maggiore gekentert ist. © dpa

Hausboot kentert auf dem Lago Maggiore: Das ist über die Todesopfer bekannt

Unter den vier Todesopfern sind drei Geheimagenten: Ein ehemaliger hochrangiger Agent des israelischen Geheimdienstes Shimoni E. (54) sowie Claudio A. (62) und Tiziana B. (53), die beide für den italienischen Geheimdienst arbeiteten. „Die beiden Angestellten, die dem Nachrichtendienst angehören, nahmen an einem geselligen Treffen teil, das anlässlich des Geburtstags eines Mitglieds der Gruppe organisiert worden war“, teilten die italienischen Behörden mit. Auch die Partnerin des Kapitäns – eine 50-jährige Russin – starb bei dem Unglück.

Israelische Geheimagenten schnell ausgeflogen

Überlebende des Bootsunglücks seien schon am Montagmorgen in einem Militärflugzeug auf dem Weg nach Tel Aviv (Israel) gewesen, berichtet die italienische Zeitung La Repubblica. Die Italiener seien „hastig“ aus Notaufnahmen und Hotels evakuiert worden. Es sei ein Privatjet für offizielle und sensible Flüge gewesen, teilt die Agentur Ansa mit. Die Maschine sei in Israel gestartet und in Mailand gelandet, um die Israelis auszufliegen. „Wenn es sich bei dem Anlass um einen feierlichen Moment auf dem Boot handelte, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es zuvor auch andere Arten von Treffen gegeben hat“, zitiert die Nachrichtenagentur eine Quelle.

Geheimagenten ertrinken bei Party im Lago Maggiore: Carabinieri sperren den Zugang zum Yachthafen in Lisanza bei Sesto Calende ab. © IMAGO/Matteo Bazzi

Lago-Maggiore: Vertrauliche Unterlagen mit Hausboot untergegangen?

Die Staatsanwaltschaft Busto Arsizio ermittelt offiziell gegen den Kapitän Claudio C. und Eigentümer des Hausboots. Dem 53-jährigen Italiener wird Schiffbruch und Totschlag vorgeworfen. Warum konnte die Goduria untergehen? Das „Wetter“ gilt derzeit als einer der Hauptursachen für das tödliche Unglück. Hatte der Kapitän unverzüglich auf das Unwetter reagiert, ist eine der Fragen im Rahmen der Ermittlungen. Doch es geht neben der Sicherheitsausrüstung, um technische Daten des 16-Meter-Boots, die maximale Tragbarkeit, oder ob am Rumpf Arbeiten vorgenommen wurden. Nach Medienberichten soll offiziell nur Platz für 15 Personen auf dem Schiff gewesen sein. Zum Zeitpunkt des Unglücks wäre das Hausboot (Baujahr 1982) komplett überladen gewesen. Schon das hätte unter normale Umständen Einfluss auf die Manövrierfähigkeit haben können – erst Recht bei stürmischen Wetter.

Das „Schiffswrack-007“ könnte wichtige Hinweise dazu liefern. Auch andere Geheimnisse könnten die Taucher mit dem Wrack ans Licht bringen. Wurden bei der Geburtstagsparty etwa vertrauliche Unterlagen ausgetauscht, die jetzt mit dem Hausboot in einer Tiefe von 16 Meter auf Grund liegen? Die Geheimdienst-Reisegruppe soll auf der Rückfahrt von der Isola dei Pescatori gewesen sein, bevor das Unwetter das Hausboot zum Kentern brachte. Die Bergung des Hausboots kann jedoch noch Tage dauern. Die ersten Versuche verliefen bisher erfolglos. (ml)

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